Luftwiderstand und Rollwiderstand

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Moderator: Wildcate

Tom

Luftwiderstand und Rollwiderstand

Beitragvon Tom » 24.06.2007, 06:58

Hallo Forum,

mich würde der Luftwiderstand (und auch der Rollwiderstand) des Pino interessieren. Wenn man diese Werte kennt, kann man mal den tatsächlichen Geschwindigkeits-Vorteil des Pino gegenüber z.B. Einzelrädern ausrechnen.

Insbesondere bei den Fahrern "klassischer" Tandems scheint mir die Meinung vorzuherrschen, dass der Luftwiderstand des Pino sehr schlecht (=hoch) sei ("wie ein nach vorne offener Kartoffelsack").

Ich kenne eine Veröffentlichung im Netz von einem Physiker, Herrn Kolling, der sich mit der einfachen Messung dieser Werte bei Fahrrädern beschäftigt hat.

Zur Durchführung muss man lediglich Ausrollversuche auf waagrechterFläche und bei Windstille machen und den Verlauf (Geschwindigkeit und Weg) messen und kann aus diesen Werten Luftwiderstand und Rollwiderstand errechnen.

Hat jemand von Euch in der Richtung schon Erfahrungen?

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MadFreddy
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Beitragvon MadFreddy » 24.06.2007, 19:01

Hallo!

Nach allen bisherigen Erfahrungen unsererseits ist der Luftwiderstand des Pinos zwar nicht alleinige Spitzenklasse (laut unseren Rennradl-Freunden machen wir einen Windschatten wie ein LKW, die fahren z.T. zu zweit nebeneinander hinter uns), aber wenn ich mir anschaue, wie wir bergab auch noch am ultratief-sitzenden Rennradler vorbeirollen, kanns so schlimm nicht sein mit dem Luftwiderstand.
Liegt wahrscheinlich daran, daß der Stoker als "Spoiler" wirkt und dadurch der aufrecht sitzende Captain gar nicht mehr so bremst.
Gemessen haben wir allerdings noch nichts...

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Beitragvon jenne » 25.06.2007, 17:41

Für die Stirnfläche ist sicher der hintere Uprightfahrer entscheidend. Kann der sich in Rennposition bringen, müsste das Pino doch auch so aerodynamisch wie ein Renntandem sein. Naja, die Beine vorne storen evtl. die Strömung etwas, aber die Fahrer sind dicht beieinander und beim Normaltandem trifft der Wind auch erstmal auf eine Wand von Körper. Aerodynamisch vorteilhaft ist natürlich immer ein satter Bierbauch :). Ich denke, das Pino ist aerodynamisch wohl nicht viel schlechter als ein konventionelles Tandem. Mit 20" gibt es auch reine Rennliege-Tandems (B2B). Aber auf rauhem Belag macht das kleine VR vielleicht schon was aus, denn bei 2 Personen ist das Gewicht ja auch hoch.
Das Pino ist doch eher ein Reisetandem als ein Renntandem. Insofern ist das letzte Quentchen Speed doch nicht so wichtig.
j.

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Beitragvon jodi2 » 26.06.2007, 07:06

Du hast doch schon solche Ausrollversuche gemacht Jens, kannst Du da nicht Hilfe geben, wie man so was macht, um mal konkret im direkten Vergleich zu sehen, wie Pino gegen Normaltandem, Stadtrad, Rennrad, Lieger, usw. dasteht? Wir heulen auch nicht, wenn wir vorletzter vor dem Scheunentor und nach dem Trabbi werden... ;-)

Gruß Jo

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Beitragvon jenne » 26.06.2007, 08:03

Och, ich habe mir hier ein Gefälle gesucht (Für Hamburger: Kuhtrifft nahe Harburger Berge) und bin da in verschiedenen Konfigurationen (mit Heck, ohne Heck etc.) runtergerollt. Das waren aber nur 300 m mit max. 10%. Da gibt es noch bessere Gefälle. Vorher immer Speed-Max. am Tacho auf Null setzen. Es sollten aber gleiche Verhältnisse sein, also alle Rollversuche unmittelbar hintereinander machen, da durch Wind etc. viel Einfluss drauf ist. Gut ist es, wenn 2 nebeneinander auf verschiedenen Bikes runterrollen, danach ggf. auch mal die Räder wechseln. Die Personen sind ja auch sehr entscheidend (Größe, Gewicht).
j.

Tom

Beitragvon Tom » 26.06.2007, 14:42

Wie man das macht (bzw.machen kann), habe ich ja schon gefunden: Kolling macht Ausrollversuche auf [highlight=yellow]waagrechter [/highlight]Strecke: d.h. möglichst genau waagrechte, gut asphaltierte Strecke von mindestens 300 -400 m Länge aussuchen. Dann an einem möglichst windstillen Tag Testfahrten (in beide Richtungen, um Windeinfluss auszugleichen) machen: Auf über 30 km/h beschleunigen, dann nicht mehr treten, (Tacho resetten,) und bei 3 Geschwindigkeiten (z.B. 30, 20, 10 km/h) die gerollte Strecke aufzeichnen.
Daraus kann man den Rollwiderstand und Luftwiderstand errechnen. Theorie dazu bei Kolling (mit Differenzialgleichungen und allem Pipapo). Vorteil der Methode ist, dass jeder die Messungen reproduzieren kann (keine spezielle Gefällestrecke nötig).
Die Gefällestrecke, die Jenne nennt, hat seinerzeit auch schon Olaf Schultz (Liegerad- und Radbeleuchtungs-Guru) für seine Rollversuche in den frühen neunziger Jahren genutzt.
Bisher war's mir noch nicht winstill genug zum messen.

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Beitragvon jodi2 » 26.06.2007, 15:33

Ich seh schon hier haben sich die Experten gefunden... ;-)

Tom

Beitragvon Tom » 26.06.2007, 15:40

Hier noch die links zu den wirklichen Experten:

Olaf Schultz: http://www.enhydralutris.de/Fahrrad/rol ... node1.html
Alfons Kolling: http://www.geocities.com/kolling_dillin ... suche.html

Bei Kolling unter "6.2: Links" findet man unter "6." einen online-Rechner, in dem man die gemessenen Werte eingibt und sich den Luft- und Roll-Widerstand ausrechnen lässt. Geht aber anscheinend nur mit Internet Explorer, nicht mit Mozilla Firefox.
Man muss also gar nicht selbst rechnen oder gar Differenzialgleichungen lösen!!!
Zuletzt geändert von Tom am 27.06.2007, 07:33, insgesamt 6-mal geändert.

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Beitragvon Wolli » 26.06.2007, 15:44

Hallo Jenne,

ich bin auch aus der Harburger Gegend (genauer Marmstorf) und hätte Lust mich auch an den Rollversuchen zu beteiligen. Ich überlege schon die ganze Zeit wo wir in Harburg eine ebene 400m lange, windstille, gut geteerte Fahrstrecke haben.
Da fällt mir spontan der Platz oben auf dem Schwarzenberg ein (hier lernen echte Harburger Kinder das Fahrrad fahren). Wurde gerade neu geteert, ist super eben, zwar nicht optimal Windstill.

Wäre das nicht mal eine Teststrecke ?

Gruß Wolli.
Das Leben wird vorwärts gelebt und rückwärts verstanden.

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Beitragvon jenne » 26.06.2007, 16:05

Das ist ja interessant! Diese Methode in der Ebene kannte ich noch nicht.

Schwarzenberg ist die Fläche, wo immer Zirkus oder Monstertrucks sind, richtig? Könnten wir mal testen, wenn Zeit ist. Ich habe kein Pino, hätte aber einen Tieflieger mit Heckverkleidung aufzubieten.
j.

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Beitragvon jenne » 27.06.2007, 12:51

Es kam im Liegeradforum dazu eine interessante Antwort, siehe http://www.f21.parsimony.net/forum37385 ... 131481.htm . Hatte diese Methode dort mal als Thema gebracht. Es ist wohl schwierig, alles genau genug zu messen.
j.


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